Systembeschreibung

1. Das System

„Der Anti-Terrorkampf ist ein zweckgebundenes radikales und direktes Selbstverteidigungssystem. … Der Anti-Terrorkampf ist keine Vervollkommnung der Budo-Praktiken, es hat nichts mit den üblichen Budo-Sportarten zu tun, sondern ist in sich selbst nach der Naturmethode aufgebaut.“

(Horst Weiland, Vom Schüler zum Meister, 4.- 6. Auflage)

Danprüfung im ATK

Mit diesen Worten hat Horst Weiland selbst vor ca. 40 Jahren die von ihm geschaffene Selbstverteidigung definiert. So knapp diese Beschreibung auch gehalten ist, gibt sie doch die wesentlichen und zentralen Inhalte der ATK-SV wieder.

Zweckgebundes Selbstverteidigungssystem bedeutet, dass es sich bei der ATK-SV um eine ausschließliche Selbstverteidigung und nicht um einen Budosport handelt. Das System ist ausschließlich auf den „Verteidigungszweck“ ausgerichtet und dient alleine der Selbstbehauptung in einer Notwehrsituation. Insoweit bewegt sich die ATK-SV mit ihren Verteidigungstechniken innerhalb des geltenden Notwehrrechts; zwar geht es darum, einen Angriff zu beenden; dem Angreifer soll dabei aber nicht mehr schaden zugefügt werden, als unbedingt erforderlich ist.

Nach der Naturmethode aufgebaut heißt, dass in der Verteidigung auf „natürliche“ und von jedermann durchführbare Bewegungen und Bewegungsabläufe zurückgegriffen wird. So verzichtet die ATK-SV z.B. gänzlich auf Tritte zum Kopf, weil ein hoher Grad an Beweglichkeit erforderlich ist und darüber hinaus die Bewegungsfähigkeit durch enge Kleidung und schwere Schuhe eingeschränkt sein kann.

Kehlkopfnervenpresse

Radikal ist die ATK-SV, weil sie eigene Wege geht und sich nicht an klassischen SV-Systemen bzw. Budosportarten orientiert. So beinhaltet die ATK-SV auch Verteidigungselemente, die in den klassischen SV-Systemen- bzw. Budosportarten nicht zur Anwendung kommen; auf die komplizierten Hebel- und Wurftechniken dieser Systeme wird hingegen weitestgehend verzichtet. Entscheidendes Kriterium für die Auswahl der Verteidigungselemente ist alleine ihre Praxistauglichkeit. Eingesetzt wird das ganze Repertoire der zu Verfügung stehenden Körperwaffen; angegriffen werden sämtliche Schwachstellen des menschlichen Körpers.

Direkt bedeutet, dass ein einem rechtswidrigen Angriff unmittelbar eine gezielte Verteidigungsaktion entgegengesetzt wird, die schnellstmöglich und effektiv den Verteidigungserfolg herbeiführt, also die
Auseinandersetzung beendet. Direkt bedeutet auch, dass die Verteidigungshandlung auf die unbedingt notwendigen Elemente reduziert wird und dass Reibungsverluste durch das Weglassen von überflüssigen Bewegungen vermieden werden. Kurz ausgedrückt: Was gemacht wird, macht auch Sinn.

2. Die Technik

„Anti-Terrorkampf basiert auf schokierenden Schlägen und Tritten im direkten Angriff in Verbindung mit den Reißtechniken und gleichzeitigem Druck auf das Nervensystem. … Die alte Waffe der Menschen, die Handkralle (Nägel), wurde in Verbindung mit den Angriffstechniken zu einer schnellen, gefährlichen Waffe stilisiert.“

(Horst Weiland, Vom Schüler zum Meister, 4.- 6. Auflage)

radikal – direkt – effektiv

So beschreibt Horst Weiland zwei stilprägende technische Besonderheiten der ATK-SV: zum einen die Einbeziehung von Nervendruckpunkten in die Selbstverteidigung und zum anderen den Einsatz der Handkralle, die aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zur „Waffe“ des ATK-Kämpfers wird. Horst Weiland war in den frühen 60er Jahren des letzten Jahrtausends einer der ersten, der die Bedeutung von Nervendruckpunkten für die Selbstverteidigung erkannte und in ein SV-System integrierte. Auch die Handkralle wurde von ihm erstmalig neben der Faust als eigene „Körperwaffe“ etabliert.

Die systemrelevanten Merkmale der ATK-SV hat Horst Weiland in 91 Basistechniken, den sog. „Programmtechniken“, zusammengefasst. Diese Techniken vermitteln die grundsätzliche Idee, die er von „seinem“ System hatte. Insoweit beinhalten die Programmtechniken die „DNA“ der ATK-SV und bilden das Fundament des Systems. Sie geben dem Schüler Halt und Orientierung und dienen ihm als Gerüst, an dem er sich am Anfang entlanghangeln, von dem er sich als Fortgeschrittener entfernen, zu dem er aber immer wieder zurückkehren kann. Die Demonstration der Programmtechniken ist wesentlicher Bestandteil der ATK-Gürtelprüfungen.

moderne Selbstverteidigung ATK – Tradition seit 1963

Da in 91 Verteidigungstechniken nicht das gesamte Spektrum möglicher Angriffe abgebildet werden kann, sind zum einen die verwendeten Verteidigungselemente so ausgesucht, dass sich ihre Anwendung nicht auf die jeweilige Programmtechnik beschränkt; vielmehr können sie in einer Vielzahl von Verteidigungssituationen angewendet werden. Zum anderen sind die hinter den Programmtechniken stehenden Prinzipien von grundlegender Bedeutung. Aus dem Zusammenwirken von Technikelementen und Prinzipien ergibt sich das ATK-typische Verteidigungsmuster, das dann losgelöst von den Programmtechniken ebenfalls auf andere Verteidigungssituationen übertragen werden kann. In der ATK-SV überbrückt der Verteidiger in der Regel nach einer Block- bzw. Ausweichtechnik durch spezielle Eingangsbewegungen zunächst die Distanz zum Angreifer, dann bringt er dessen Kopf unter Kontrolle und bringt ihn schließlich durch kreisförmige Bewegungen oder Überstrecken des Körpers zu Boden. Durch diese klar strukturierte Vorgehensweise weiß der Verteidiger in jedem Stadium der Verteidigung, wie er sich zu verhalten hat. Er muss wenige Entscheidungen treffen und kann sich damit schneller, besser und effektiver verteidigen.

Die ATK-SV ist kein Allkampf-System, das sich darauf beschränkt, die besten Technikelemente verschiedener Stile in einem System zu bündeln. Vielmehr beinhaltet die ATK-SV ein in sich schlüssiges und auf Notwehrsituationen abgestimmtes Selbstverteidigungskonzept, das wegen seiner starken Prinzipienorientierung und der universell anwendbaren Technikelemente von fast jedermann erlernt und in fast jeder Notwehrsituation angewendet werden kann.

Kai Marcus Jacobi